Quelle: Nordkurier

Die Null stand am Freitagabend – vorne wie hinten. Und doch war das torlose Unentschieden im mit Spannung erwarteten Kreisoberliga-Derby zwischen Titelaspirant Murchin/Rubkow und  Aufsteiger VFC Anklam II alles andere als eine „Nullnummer“. Beide Mannschaften lieferten sich vor 250 Zuschauern ein intensives, packendes und rassiges Duell auf Augenhöhe, in dem sie sich von der ersten bis zur letzten Minute nichts schenkten. Auch wenn die Gastgeber nach dem Seitenwechsel auf den Siegtreffer drückten, blieb es am Ende beim torlosen Remis.

Für die Anklamer war es ein Punktgewinn, mit dem sich Trainer Marco Hartmann nach dem Schlusspfiff gut anfreunden konnte. „Ich freue mich sehr über den gelungenen Saisonstart. Wir wollten hier was Zählbares mitnehmen. Das ist uns gelungen. Alle haben klasse gefightet“, zeigte sich der Gäste-Coach zufrieden. Ähnlich sah es auch VFC-Kapitän Tobias Hartwig, der nach Spielende vom Derby sichtlich gezeichnet war und den Rasen mit schmerzverzerrtem Gesicht verließ. „Wir haben uns den Punkt mit großem Kampf verdient. Es war für alle Beteiligten ein äußerst intensives Spiel, in dem es ordentlich zur Sache ging. Ich hoffe, dass diejenigen, die sich heute Abend verletzt haben, schnell wieder fit werden.“ Davon gab es am Freitagabend gleich mehrere.

Nach verhaltenem Start beider Teams nahm das Derby ab der 20. Minute Fahrt auf. „Wir sind in der ersten Halbzeit viel zu nervös aufgetreten. Auch wenn wir uns ein paar Chancen erspielen konnten, war es vor der Pause zu wenig, was wir gezeigt haben“, stellte Murchins Spielertrainer Philipp Wegner klar. Seine Mannschaft hatte in der 22. Minute die erste gute Möglichkeit des Spiels als Angreifer Sebastian Kienbaum sehenswert zum Flugkopfball ansetzte, VFC-Keeper Dominic Kaufmann aber nicht überwinden konnte. Beide Akteure standen nur drei Minuten später erneut im Mittelpunkt des Geschehens: Sie rauschten nach einem langen Ball im Strafraum frontal gegeneinander, was für Sebastian Kienbaum das vorzeitige Ende des Spiels bedeutete. Er wurde mit einer Platzwunde am Kopf ins Krankenhaus gebracht.

Glück hatten die Platzherren dagegen knapp 60 Sekunden vor dieser, als ihr an diesem Abend kaum geforderter Keeper Johann Wegner VFC-Angreifer Robert Thiel nach einem langen Ball im Strafraum zu Fall brachte. Schiedsrichter Andreas Dumrese bewerte die Aktion als Foulspiel des Anklamer Angreifers. „Aus meiner Sicht ein klarer Elfmeter! Robert war vor dem Torwart am Ball und wurde anschließend einfach weggecheckt. Leider ist das Spiel für ihn danach verletzungsbedingt vorbei gewesen“, so Marco Hartmann, der in der Pause mit Fiedje Tomaszewski einen weiteren Kicker verletzt auswechseln musste.

Auch der Murchiner Philipp Wegner hätte in dieser Situation „andersrum entschieden“. Ihre beste Chance zur Führung hatten die Anklamer in der 42. Minute, als Dennis Wolf nach Vorarbeit von Sebastian Schulz per Kopf nur die gegnerische Torlatte traf. Auf der Gegenseite waren in der 43. Minute mit Lukas Rieck und Leonardo Peter zwei Akteure an der besten Offensivaktion der Gastgeber im ersten Durchgang beteiligt, die in der vergangenen Saison noch das Trikot der Anklamer A-Jugend trugen. Aus 18 Metern Torentfernung segelte das runde Leder nach einem Schuss von Leonardo Peter nur knapp am gegnerischen Gehäuse vorbei. Er sorgte auch nach dem Seitenwechsel für reichlich Belebung im Angriff des Aufstiegsaspiranten, wirkte gegen die ehemaligen Clubkameraden in der einen oder anderen Situation aber zu übermotiviert. In einer turbulenten Schlussphase räumte Leonardo Peter VFC-Akteur David Schulz in Höhe der Mittellinie David Schulz von hinten ab, von der roten Karte blieb er aber verschont. „Da ist Leo zu übermütig gewesen. Glück für uns, dass er da nicht frühzeitig duschen gehen musste“, kommentierte Philipp Wegner das unnötige Foul des Youngsters.

Auf Seiten der VFC-Reserve war David Schulz neben John-Philipp Bruhns einer von zwei Landesliga-Spielern, die im Kreisoberliga-Derby zum Einsatz kamen. „Dass sie auf dem Platz standen, war an diesem Abend zweifellos ein entscheidender Faktor. John hat hinten fast alles abgeräumt, David war im Mittelfeld stets in Bewegung. Nichtsdestotrotz hatten wir es selbst in der Hand, den Platz als Sieger zu verlassen“, stellte der 30-jährige Murchiner klar. Seine Mannschaft drückte im zweiten Durchgang zwar auf das Siegtor, über die gegnerische Torlinie bekam sie den Ball aber nicht gedrückt. Entweder stand Marcell Krüger, Tim Cieslak, Philipp Mallon und Co. mit Dominic Kaufmann der Anklamer Schlussmann im Wege oder sie verfehlten den Kasten. „Aufgrund der zweiten Halbzeit ist der eine Punkt für uns ganz klar zu wenig. Wir haben alles reingehauen, um zum Siegtor zu kommen. Leider ohne Erfolg“, so Philipp Wegner.