„Ein absoluter Teamplayer, der alle mitreißen und Spiele entscheiden kann. Er ist einer der besten Fußballer, die unsere Stadt hervorgebracht hat.“ Spricht Rainer Gütschow über seinen ehemaligen Schützling Phil Skeip, gerät der Anklamer Aufstiegstrainer schnell ins Schwärmen. Gemeinsam schafften sie 2011 mit ihrem Team den vielumjubelten Sprung aus der Landesliga in die Verbandsliga. „Phil war damals noch sehr jung, aber extrem ehrgeizig. Mittlerweile ist er selbst ein Vorbild für junge Spieler“, findet der Ex-Trainer ausschließlich lobende Worte für den torgefährlichen Mittelfeldregisseur.

Auch in dieser Saison ist Phil Skeip, der am Mittwoch seinen 29. Geburtstag gefeiert hat, nicht aus dem Aufgebot unserer Landesliga-Mannschaft wegzudenken. Der Spielgestalter zählt seit vielen Jahren zu den absoluten Leistungsträgern und trifft nicht nur in aller Regelmäßigkeit, er ist auch immer wieder für die wichtigen und besonders spektakulären Treffer zuständig. Beispiele gefällig? Knapp drei Monate ist es her, dass sich der Kicker einem der letzten Punktspiele vor der Corona-Pause gegen Friedland zu Beginn der zweiten Halbzeit beim Stand von 1:1 selbstbewusst den Ball schnappte und das runde Leder aus über 20 Metern Torentfernung per Freistoß in die gegnerischen Tormaschen beförderte. Keine zwei Minuten später erzielte er das 3:1. Am Ende feierten unsere Fußballer einen knappen 3:2-Erfolg. Äußerst sehenswert auch sein Treffer sechs Tage zuvor im Heimspiel gegen den SV Teterow, als er seine Elf vor heimischem Publikum gegen Teterow ebenfalls per direkt verwandeltem Freistoß mit dem 1:0 auf die Siegerstraße brachte (Endstand: 7:2). „Phil ist nicht nur ein überragender Fußballer und Mensch, sondern für mich als Trainer auch ein ganz wichtiger Ansprechpartner. Wir sind unheimlich glücklich darüber, ihn in unserer Mannschaft zu haben. Ihn zeichnet unter anderem ein unglaublich gutes Stellungsspiel aus. Phil ist für die Gegner unberechenbar und zählt zudem zu denjenigen, die mit ihrer Meinung nicht hinter den Berg halten“, macht Trainer Michael Höcker deutlich.

Seine ersten fußballerischen Gehversuche unternahm Phil Skeip 1999 beim damaligen FV Lok. Knapp zwei Jahre später wurde er im Trikot unserer E-Junioren mit satten 49 Treffern Kreisklasse-Torschützenkönig. „Im Laufe der Zeit durfte ich viele verschiedenen Trainer-Typen kennenlernen. Unter Henry Gransow habe ich im Nachwuchsbereich die größte Förderung genossen, Rainer Gütschow war der perfekte Trainer in meiner damaligen Übergangszeit von den A-Junioren zu den Männern. Er hat uns jungen Spielern viel Vertrauen geschenkt. Dazu kamen Hagen Reeck und Dinalo Adigo, die äußerst professionell zu Werke gegangen sind. Mit Michael Höcker haben wir jetzt einen Trainer, der eine große Identifikation mit unserem Verein verweist. Er investiert viel Kraft in unsere Entwicklung“, erklärt der sympathische VFC-Kicker, der als Lehrer am Malchiner Fritz-Greve-Gymnasium die Fächer Sport, Sozialkunde und Arbeit-Wirtschaft-Technik unterrichtet.

Sein Wohnort: Rostock. Sein Arbeitsort: Malchin. Und seine Fußball-Heimat? Anklam. „Viele halten mich natürlich für verrückt, diesen Aufwand auf mich zu nehmen. Rostock ist für mich eine Herzensangelegenheit. Die Ostsee, das studentische Flair, die vielen Unternehmungs-Möglichkeiten und meine Freunde lassen mich selten über diesen Wohnort nachdenken. In Malchin habe ich eine Schule gefunden, welche mir viel Spaß bereitet. Ein Kollegium, bei dem sich schon viele Freundschaften bildeten, liebe Kinder und ein Gefühl des Miteinanders, nicht auf Konkurrenz bedacht. Ich fahre sehr gerne zur Arbeit und das ist mir deutlich mehr wert, als ein kürzerer Anfahrtsweg mit einem problematischen Arbeitsklima“, stellt der 29-Jährige klar. Und dazu noch Fußball in der Peenestadt. Für ihn ist es immer wieder aufs Neue eine große Freude, an den Wochenenden gemeinsam mit seinen Fußball-Freunden aufzulaufen: „Mit Spielern wie David Schulz, Toni Rabe und Christoph Campe stehe ich nun schon knapp 20 Jahre zusammen auf dem Platz. Aber auch mit den Älteren und Jüngeren verbinde ich unglaublich schöne Momente, sowohl menschlich als auch sportlich. Es ist schön zu sehen, dass sich viele junge Spieler sehr gut in die Mannschaft integrieren und sich mit dem ersten Männer-Team identifizieren. Wir haben es außerdem geschafft, externe Spieler von unserer Philosophie zu überzeugen, wie beispielsweise Ricardo Ludwig und Markus Rogee. Das ermöglicht der ersten Männer-Mannschaft weiterhin konkurrenzfähig im Landesliga-Spielbetrieb teilzunehmen.“

Der Verein, die Mitspieler und die Trainer schätzen seine Liebe und Identifikation zum Verein und sehen oft darüber hinweg, dass er es eher selten zum Training schafft. „Dafür ist es mein eigener Anspruch, mich in Rostock fit zu halten, um der Mannschaft am Wochenende weiterzuhelfen. Für dieses Privileg bin ich allen Beteiligten sehr dankbar. Zudem erhalte ich so meine Freundschaften innerhalb des Teams und bin stolz darauf, wenn mein Vater zu den Fußballspielen erscheint. Er hat es geschafft, jedes einzelne meiner Spiele seit 1999 mit Ergebnis und Zeitungsartikeln in einem Buch festzuhalten“, sagt Phil Skeip.

Zu seinen größten Erfolgen zählt er nicht nur den Aufstieg in die Verbandsliga am 14. Mai 2011: „Ich persönlich sehe es aber auch als großen Erfolg, dass das Grundgerüst unserer Mannschaft nun über viele Jahre so zusammenhält und ich mit Spielern wie André Dreier, Michael Jeske, Sebastian Matz, David Schulz und Toni Rabe aus dem Aufstiegskader zusammenspielen kann.“ Nach 15 Jahren im Anklamer Trikot zog es ihn 2014 zwischenzeitlich für eine Saison zum damaligen Verbandsligisten FC Anker Wismar, mit dem er ein Jahr später den Aufstieg in die Oberliga schaffte und im Landespokal-Halbfinale gegen Hansa Rostock nur knapp mit 0:1 verlor. „Der Wechsel nach Wismar erfüllte mich damals mit viel Stolz und ist eine unglaubliche Erfahrung gewesen.“ Dennoch endete dieses Abenteuer nach einem Jahr. „Dafür waren mehrere Gründe ausschlaggebend. Ich habe zuvor 15 Jahre lang viel Wertschätzung seitens des Vereins und Mitspieler bekommen. Mit viel Selbstvertrauen habe ich nahezu alle Spiele machen dürfen. In Wismar fühlte ich diese Wertschätzung nicht mehr. Zudem trainierten wir in der Vorbereitung an sechs von sieben Tagen und die Intensität ist in einem großen Kader mit vielen sehr guten Spielern deutlich höher. Der Aufwand ist neben dem Studium viel größer gewesen, als ich es gedacht hatte. Jedes Wochenende war mit Fußball verplant und meine Familie sah ich viel zu selten“, blickt Phil Skeip zurück, zeigt sich dabei aber auch selbstkritisch: „Mit nun guten fünf Jahren Abstand muss ich gestehen, dass ich den bequemeren Weg gegangen bin und dieses Experiment nach einem Jahr beendet habe. Dennoch habe ich menschlich, als auch sportlich unter diesen professionellen Bedingungen eine Menge dazugelernt.“

Im vergangenen Jahr hatte er die Gelegenheit, sich mit einigen der besten Beachsoccer-Teams Deutschlands zu messen. „Ich durfte bei den Strand-Fußballern der Rostocker Robben mittrainieren, um mich fit zu halten. Der deutsche Rekordmeister im Beachsoccer ist gespickt mit vielen hochtalentierten ehemaligen Rasenfußballern und Nationalspielern. Die Anforderungen sind besonders im technischen Bereich sehr anspruchsvoll“, klärt der 29-Järige auf. Nach vielen Trainingseinheiten bei strahlendem Sonnenschein am Warnemünder Ostseestrand bestritt er seine ersten drei Bundesliga-Spiele, unter anderem gegen den Hamburger SV. In der anhaltenden Corona-Pause hält sich er sich mit Ausdauer- und Kraftsport fit. „Ich hoffe, dass sich der Rest der Mannschaft das genauso macht, um bei einem Re-Start konkurrenzfähig zu sein. Das war nach dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr leider nicht so.“ Der Zukunft des Anklamer Fußballs blickt er positiv gestimmt entgegen: „Ich denke, dass wir momentan in der Landesliga richtig aufgehoben sind. Je nachdem, wie die kommenden Nachwuchsspieler den Sprung in die erste Mannschaft schaffen, könnte ich mir vorstellen, dass eines Tages in Anklam wieder Verbandsliga-Fußball zu sehen ist. Auch ich persönlich hätte total Lust, mich mit den Besten des Landes zu messen. Dem Ganzen muss man aber realistisch entgegensehen.“ Gedanken darüber, zukünftig etwas kürzer zu treten und möglicherweise nicht mehr für unseren Club aufzulaufen, macht er sich übrigens nicht. „Nein, das ist aktuell kein Thema.“