Trainer, Vorstandsmitglied, Spieler: Langeweile kommt bei diesem Mann nicht auf. Bereits als 20-Jähriger sicherte sich Nils Gütschow die erste Trainerlizenz und stellte damit die Weichen für die Zeit nach seiner aktiven Laufbahn. Seit 2015 trainiert der 33-jährige Nachwuchs-Mannschaften unseres Vereins und hat in der aktuellen Landesliga-Saison mit dem A-Jugend-Team gute Chancen auf den Gewinn der Meisterschaft. Verantwortung übernimmt er seit November 2021 zudem als Vorstandsmitglied. Mit dem Nordkurier sprach er unter anderem über seine Ziele.
Nach jahrelanger Spielpause hast Du kürzlich im Kreisliga-Duell gegen Torgelow Ihr erstes Pflichtspiel für die Ü35-Mannschaft bestritten. Wie hat es sich angefühlt, mit den Oldies auf dem Platz zu stehen?
Ich hatte sehr viel Spaß bei meinem Debüt, obwohl ich an diesem Tag leider der ‚Chancentod‘ war. Ich hätte nicht gedacht, dass das Spiel bei den Alten Herren so vielseitig ist. Das Tempo ist zwar nicht ganz so hoch wie im Herrenbereich, wenn jüngere Spieler mitkicken, geht aber schon ordentlich die Post ab. Ich ziehe meinen Hut vor den Leistungen.
Die A-Junioren belegen in der aktuellen Tabelle der Landesliga, Staffel 4, hinter Spitzenreiter Waren den zweiten Tabellenplatz. Ist der Staffelsieg ein realistisches Ziel?
Ich habe den Jungs vor einigen Wochen gesagt, dass wir nicht nur im fußballerischen, sondern auch zwischenmenschlichen Bereich herausragendes Team sind. Sie haben viele positive Eigenschaften, was bei Jugendlichen in diesem Alter nicht selbstverständlich ist. Gerade deshalb haben wir uns den Staffelsieg verdient. Die Jungs wissen, dass der Erfolg nicht von selbst kommt. Wir müssen alle hart im Training und in den Spielen dafür arbeiten. Da schließe ich die Spieler und Trainer mit ein. Von nichts kommt bekanntlich nichts.
Was zeichnet Deine Mannschaft aus?
Die Jungs sind wissbegierig und setzen neue Dinge sofort um. Im U19-Bereich gilt es, die Spieler auf den Herrenfußball vorzubereiten. Das Tempo muss angepasst werden, die Härte kommt dazu und sich im entscheidenden Moment spielerisch zu beweisen. Den Ball unter hohem Gegnerdruck lang raushauen, kann jeder. Bei uns wird versucht, Fußball zu spielen. Ich lege zwar viel Wert auf Genauigkeit, Detailwissen, Spaß und Disziplin, viel mehr interessiert mich aber der einzelne Mensch. Wir im Verein wollen die Jungs nicht nur fußballerisch, sondern auch persönlich weiterentwickeln. Ich habe den Eindruck, dass sie immer wieder mit großer Lust zum Training kommen. Sie wissen genau: Nur wenn es alle wollen, können wir erfolgreich sein.
Wäre der Verbandsliga-Aufstieg für die A-Jugend eine Option?
Ich denke, die fußballerische Qualität hätten wir auf jeden Fall – auch mit Blick auf die Talente, die aus der U17-Mannschaft nachrücken. Die Zeit ist eher das Problem. Wenn man in der Verbandsliga spielt, muss man drei bis vier Mal wöchentlich trainieren. Man hat längere Fahrten zu den Auswärtsspielen, unter anderem nach Wismar oder Schwerin. So einfach ist das alles nicht zu händeln, obwohl mich als Trainer natürlich der größtmögliche Erfolg reizt. Mal schauen, was die Zukunft so bringt.
Welche Ziele verfolgst Du als Trainer?
Kurzfristige Ziele setze ich mir eher selten, es sollte schon ein langfristiger Plan erkennbar sein. Ich hoffe, wenn es die Zeit zulässt, bald meine B+-Lizenz zu erwerben. Darauf freue ich mich am meisten. Ich nehme gerne an solchen Lehrgängen teil, weil man immer etwas Neues lernt. Das kann ich jedem Trainer empfehlen. Ich möchte die Jungs bestmöglich auf den Herrenbereich vorbereiten. Ich konnte zwar nie im Profibereich anklopfen, habe aber in der Jugend-Regionalliga und Herren-Oberliga sowie in der Verbandliga viele Erfahrungen sammeln dürfen, die ich gerne weitergebe. Ich finde, man kann in der Theorie noch so ein guter Trainer sein. Wenn man aber nie selbst die Erfahrung gemacht hat, höherklassig zu spielen, ist es schwierig, alles auf den Platz zu bringen.
Läuft es darauf hinaus, dass Du irgendwann Männer-Mannschaften trainierst?
Darüber mache ich mir momentan keine Gedanken. Ich fühle mich als Verantwortlicher der A-Jugend pudelwohl. Wir haben mit Michael Höcker einen hervorragenden Trainer für unser Landesliga-Team, der unsere Philosophie verfolgt, den jungen Spielern eine Chance zu geben. Aktuell kann man das sehr gut beobachten. Ich würde fast behaupten, dass noch nie so viele U19-Spieler in der Startelf unserer ersten Männer-Mannschaft standen, wie in dieser Saison. Aber wenn irgendwann eine Anfrage kommen sollte, muss man drüber sprechen und gemeinsame Ziele festlegen.
Du verstärkst seit November 2021 den Vorstand des VFC. Was waren Deine Beweggründe dafür, Dich zur Wahl zu stellen?
Der Verein hat in den letzten 20 Jahren so viel für mich getan, da möchte ich was zurückgeben. Und da ich behaupten würde, dass Fußball meine große Leidenschaft ist und ich sehr heimatverbunden bin, habe ich mich zu diesem Schritt entschlossen. Ich hoffe, dass durch kleine Veränderungen in der Vorstandsarbeit, Spieler beim VFC gehalten werden können. Das hat in meinen Augen bisher nicht so gut funktioniert. Außerdem möchte ich mit allen Trainern mehr ins Gespräch kommen, um die Kinder bestmöglich und vor allem altersgerecht zu trainieren und auszubilden. Auch hier sind noch einige Baustellen offen.
Wie ist es angelaufen?
Der Grundstein ist gelegt. Wir haben uns dazu entschlossen, ein Nachwuchskonzept zu entwickeln, was von allen Trainern gemeinsam beschlossen werden soll. Wir wollen häufiger Trainer-Abende durchführen, bei denen über aktuelle sportliche und organisatorische Themen gesprochen wird. Auch interne Kurzschulungen soll es geben. Vielleicht bekommen wir zudem einige Weiterbildungen vom LFV oder DFB zu uns nach Anklam. Die Voraussetzungen haben wir. Ziel ist es, dass wir uns gegenseitig helfen, voneinander lernen und uns weiter voranbringen.
Welche Ziele verfolgst Du als Vorstandsmitglied?
Ich bin im Vorstand zum Nachwuchskoordinator gewählt worden, der sich ausschließlich um den Nachwuchs kümmern darf. Zu meinen Aufgaben zählt unter anderem die Planung und Durchführung von Trainer-Abenden, Lösungen anzubieten, wenn es Probleme gibt, Trainingseinheiten aller Jugendmannschaften zu begleiten und bei Bedarf Gespräche mit den Eltern zu führen.
Was läuft aus Deiner Sicht gut und wo siehst Du Verbesserungsmöglichkeiten?
Es ist eine tolle Sache, dass wir so viele Kinder bei uns im Verein haben. Sie zu trainieren, ist eine große Herausforderung. Deshalb hoffe ich, dass es uns gelingt, jede Trainerposition doppelt oder sogar dreifach zu besetzen. Ich habe großen Respekt vor jedem einzelnen Trainer und vor seiner Arbeit. Ich würde mir wünschen, dass Spieler, die ihre aktive Zeit beenden, als Trainer weitermachen und ihre Erfahrungen weitergeben. Wir wollen versuchen, dass jeder Trainer bei uns im Verein eine Trainerlizenz erwirbt. Die Kosten dafür trägt selbstverständlich der Verein. Verbesserungsmöglichkeiten gibt es immer, egal wo. Selbst wenn man eine noch so gute Mannschaft hat, sollte es sachliche Kritik immer geben. Nur so lernen die Spieler etwas dazu. Wir müssen davon wegkommen, dass der kurzfristige Erfolg eines Teams besonders wichtig ist. Vielmehr müssen wir uns auf die langfristige und nachhaltige Entwicklung der Kinder und Jugendlichen konzentrieren. Dann kommt der Erfolg von ganz alleine.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit den umliegenden Vereinen?
Das ist eine schwierige Frage. Bisher habe ich diesbezüglich wenig Erfahrung. Ich würde mir wünschen, wenn wir alle Vereine aus der Umgebung an einen Tisch bekommen, um zusammen über den Fußball zu diskutieren. Ich weiß aber auch, dass das schwierig ist, weil in meinen Augen alle Vereine ihr eigenes Ding durchziehen wollen.
Wann wird in Anklam wieder Verbandsliga-Fußball zu sehen sein?
Ich denke, wir sind in der Landesliga ganz gut aufgehoben. Unsere U19-Spieler haben dort gute Chancen, im Herrenbereich Fuß zu fassen. Der Sprung aus einer Jugend-Mannschaft in die Herren-Verbandsliga ist schon sehr groß.